Werkstätten als Teil eines inklusiven Arbeitsmarktes
Martin Berg eröffnet 15. Bundeskongress der Werkstätten für behinderte Menschen in Lübeck / Teilhabe am Arbeitsleben im Fokus
Wie schon häufig zuvor wirkte Martin Berg auf der Bühne ruhig und souverän. Dennoch war es keine gewöhnliche Begrüßungsrede, denn der Vorstandsvorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) eröffnete in dieser Funktion zum letzten Mal den Werkstättentag in Lübeck. Rund 2000 Besucher:innen aus ganz Deutschland nehmen an dem Bundeskongress teil, der alle vier Jahre stattfindet. Dieses Jahr steht die Veranstaltung vom 18. bis 20. September unter dem Motto: „Segel setzen für eine inklusive Arbeitswelt – Werkstätten sind an Bord.“
So war Martin Bergs Begrüßungsrede in der Musik- und Kongresshalle der Hansestadt auch ein kleines Resümee seiner langjährigen Vorstandsarbeit in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten, wobei er zwölf Jahre lang den Vorsitz innehatte.

„Werkstätten verstehen sich als Teil eines inklusiven Arbeitsmarktes“
Die Titel der Bundeskongresse während seiner Wirkungszeit in der BAG WfbM wie etwa „Mut zur Zukunft“ (2007), „Maßarbeit“ (2011) oder „Werkstatt im Wandel“ (2018) drückten deutlich aus, dass sich die Bundesarbeitsgemeinschaft seit jeher mit der Weiterentwicklung der Leistungen der Werkstätten beschäftigt habe, um Menschen mit Behinderung die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen und deren Position im Teilhabeprozess zu stärken. „Die Werkstätten für behinderte Menschen in Deutschland verstehen sich klar als Teil eines inklusiven Arbeitsmarktes“, betonte Berg. „Unser Ziel muss es sein, dass alle Menschen in der Form in die Arbeitswelt eingebunden sind, die ihren Wünschen und ihren Neigungen entspricht. Werkstätten können hier eine große Expertise einbringen. Sie sind bereit für den Dialog und für Ideen zur zukunftsfähigen Weiterentwicklung. Denn wer sollte Motor der Weiterentwicklung sein, wenn nicht die Werkstätten selbst? Das wird der Werkstätten-Tag hier in Lübeck einmal mehr deutlich machen.“
Gesetzentwurf sieht Änderung des Entgeltsystems in Werkstätten vor
Selbstverständlich seien mit dieser konzeptionellen Arbeit immer auch Forderungen an die Politik verknüpft – wie auch jetzt im Dialog mit der Bundesregierung zur Reform des Werkstattsystems. Einer der wichtigsten Punkte hierbei sei die Verbesserung der Einkommenssituation der Werkstatt-Beschäftigten. Auch hier habe die BAG WfbM Vorschläge erarbeitet.
Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, kündigte in seinem Grußwort an, dass nun ein Gesetzesentwurf vorliege, der eine grundlegende Änderung der Entgeltsystematik in den Werkstätten vorsehe, um die Einkommenssituation der Beschäftigen zu optimieren. Er dankte ausdrücklich den Werkstatt-Rät:innen und Frauenbeauftragten, die im Dialogprozess mit der Bundesregierung wichtige Beiträge geleistet hätten. Die Handlungsfelder bezüglich der beruflichen Bildung für Menschen mit Behinderung sowie der Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit schwersten Behinderungen seien weiterhin im Fokus, hierzu gebe es allerdings noch keinen Gesetzesentwurf.
Botschaft des Ministerpräsidenten
Auch Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, wandte sich an die Teilnehmenden. Günther hob in seiner Video-Grußbotschaft die Bedeutung von Werkstätten für Arbeitswelt und Gesellschaft hervor: „Es macht uns stolz, dass Sie mit Ihrer wichtigen Arbeit bei uns im hohen Norden sind. Dass es Werkstätten gibt, ist für uns in Schleswig-Holstein sehr wichtig, weil sie auch ein Stück Teilhabe und ein Stück Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt bedeuten. Werkstätten sind mitten im Leben. Alle Menschen, ob mit oder ohne Behinderungen, profitieren von ihrer Arbeit“, so der Ministerpräsident.
Die Vielfalt der Werkstattleistung steht während des Kongresses im Mittelpunkt. Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis bieten in rund 70 Vorträgen und Workshops Einblicke in die Bereiche Inklusive Arbeitswelt, Digitalisierung, berufliche Bildung, Wirkung und Wirksamkeit, Nachhaltigkeit sowie Mitwirkung und Mitbestimmung. Hier haben die Teilnehmenden verschiedene Möglichkeiten, sich auszutauschen und zu diskutieren.
