Rekordbeteiligung beim Schichtwechsel 2024! 2400 Werkstatt-Beschäftigte tauschen Perspektive mit anderen Arbeitnehmer:innen

BWMKgGmbH sowie mehr als 20 Betriebe und Unternehmen aus Hanau, Fulda und dem Main-Kinzig-Kreis beteiligen sich am bundesweiten Aktionstag für mehr Inklusion in der Arbeitswelt

Die Teilnehmer:innen des Schichtwechsels 2024 versammelten sich am Brockenhaus Hanau.

"Jeder kann seinen Beitrag leisten, wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen werden" - das ist eine der Erkenntnisse von Ida Göbel, die am 10. Oktober 2024 am bundesweiten Aktionstag "Schichtwechsel" teilgenommen hat. Beruflich ist sie als Personalleiterin im IT-Unternehmen Maxworx mit Sitz in Bad Soden-Salmünster tätig. Nun hat sie ihren Arbeitsplatz mit zwei Beschäftigten aus einer Reha-Werkstatt für Menschen mit psychischen Erkrankungen der BWMK gGmbH getauscht und arbeitet für einen Tag in der Elektromontage.


Ida Göbel auf ihrem Tausch-Arbeitsplatz in der Reha-Werkstatt Bad Soden-Salmünster.

Mit leicht verständlichen Arbeitsanleitungen ist hier genau erklärt, was zu tun ist. Ida Göbel kann sofort einsteigen und Elektrogeräte auf ihre Sicherheit überprüfen. Begleitet wird sie dabei von einem Mitarbeiter der Werkstatt, der sich darüber freut, sein Wissen weitergeben zu können. "Es ist beeindruckend, wie Arbeit hier strukturiert und organisiert wird, damit jeder Mensch sich beteiligen kann", berichtet die Schichtwechslerin, "das bringt mir auch Lernerfahrungen für mein eigenes Tätigkeitsfeld."
Überdies sei der Tag wichtig, weil er das Potenzial von Menschen mit Behinderungen deutlich mache. Bei Maxworx seien bereits einige Mitarbeiter mit Behinderung beschäftigt und man habe gute Erfahrungen gemacht, so Göbel. "Ich kann andere Arbeitgeber:innen nur ermuntern, sich mit dem Thema zu befassen und mit Vertrauen auf die Menschen zuzugehen. Unter den geeigneten Bedingungen profitieren alle von der Zusammenarbeit." Zudem gebe es sehr viele Förderungen von Bund und Ländern - in Hessen etwa das Hepas-Programm, dass die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen finanziell unterstütze.


Auftakt des Schichtwechsels in den Bergwinkel-Werkstätten Schlüchtern.


T
auschpartner der Firma Scholl Gebäudetechnik aus Fulda bei der Arbeit in der Werkstatt.


"Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen abbauen"
Insgesamt ist es ein lehrreicher Tag mit vielen Impulsen - natürlich auch für die Werkstatt-Beschäftigten, die ein neues berufliches Umfeld erkunden. So wie Christian Petermann, der im Edeka-Markt Habig in Steinau im Einsatz ist. Dort arbeitet er im Getränke-Markt mit, bedient das Transportgerät, füllt Regale auf und lernt viele weitere Arbeitsschritte kennen.
"Einzelhandel hat mich schon immer interessiert", sagt er. Und da der Markt in Wohnortnähe liegt, hat er den "Schichtwechsel" dort realisiert. Marktleiter Alexander Zwezich ist beeindruckt von der Einsatzfreude des Praktikanten: "Der Schichtwechsel ist sehr gut, um Vorurteile gegenüber Menschen mit Beinderungen abzubauen", betont er. So könnten Unternehmen und Betriebe in Kontakt mit den Werkstatt-Beschäftigten kommen und ausprobieren, wie das Zusammenarbeiten funktioniert.


Christian Petermann arbeitet im Edeka-Markt Steinau.

Mehr als 20 Firmen und Betriebe zwischen Fulda und Frankfurt haben sich dieses Jahr am Austausch mit Werkstatt-Beschäftigten der BWMK gGmbH beteiligt - vom Maschinenbauer Mato in Mühlheim am Main und die Deutsche Bahn über die Stadtverwaltung Hanau und die Kommunikationsagentur Keko in Frankfurt bis hin zum chemisch-technischen Unternehmen Rohm und Werner in Sinntal-Sterbfritz.

Bundeskanzler Olaf Scholz lobt den Aktionstag als deutliches Zeichen für mehr Inklusion
Bundesweit sind es 4200 Menschen, darunter mehr als 2400 Werkstatt-Beschäftigte mit Behinderungen und rund 1800 Mitarbeitende aus Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes, die am Schichtwechsel teilnehmen. Im persönlichen Austausch lernen sie neue Perspektiven auf das Thema Arbeit kennen und bauen gemeinsam Vorurteile ab. Bundeskanzler Olaf Scholz lobt den Aktionstag als deutliches Zeichen für mehr Inklusion.: „Wir brauchen mehr Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und mehr Inklusion. Dazu gehören gleiche Chancen für Menschen mit Behinderungen und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Und dazu gehört auch mehr Sichtbarkeit. Deshalb freue ich mich über den Aktionstag Schichtwechsel und danke allen daran Beteiligten für ihren Einsatz."

Martin Berg, Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM), erklärt: „Bereits im vergangenen Jahr haben viele Menschen im Rahmen des bundesweiten Aktionstages Schichtwechsel ihre Arbeitsplätze getauscht. Wir freuen uns sehr, dass dieser Rekord nun noch einmal übertroffen wurde. Das ist ein wichtiges Signal für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Deutschland. Der Aktionstag trägt auch in diesem Jahr wieder dazu bei, über die Bedeutung der Werkstattleistung zu informieren und mit Klischees aufzuräumen“.

Werkstattleistungen seien nicht an einen bestimmten Ort gebunden, sondern können überall dort erbracht werden, wo Menschen mit Behinderungen arbeiten. "Werkstätten bieten individuelle Qualifizierungs- und Unterstützungsleistungen – je nachdem, welchen beruflichen Weg der jeweilige Mensch einschlägt", so Berg.

Die BAG WfbM koordiniert den Aktionstag Schichtwechsel auf Bundesebene seit 2019. Entwickelt wurde er im Jahr 2017 von den 16 Berliner Werkstätten und der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Berlin.

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