Digitalisierung als Einladung, Vielfalt zu würdigen
Gelungener Jahresempfang des BWMK mit philosophischer Festrede von Professor Klaus-Jürgen Grün
Ein Sommernachmittag, Lachen im Garten zwischen Blumen und Bäumen, frohgelaunte Gäste, eine Rede, dargeboten mit Leichtigkeit, Witz und Verstand sowie eine Einladung, Vielfalt zu würdigen und in das Denken und Handeln einzubeziehen: Das war der Jahresempfang des BWMK am 7. Juli 2023 im Brockenhaus Hanau.



Auch Landrat Thorsten Stolz und die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, die Landtagsabgeordneten Max Schad und Christoph Degen, Hanaus Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck sowie viele weitere Gäste wurden im voll besetzten Festsaal von Cäcilie Kluth, der Vorsitzenden des Werkstattrats, begrüßt.
Dass die Themen Digitalisierung und Ethik für sich gesehen der näheren Betrachtung wert sind, liegt auf der Hand. Sie allerdings so temporeich, interessant und mit Schlaglichtern auf die eigenen Denk- und Handlungsmuster zu verknüpfen, ist eine ebenso bemerkenswerte wie unterhaltsame Leistung, die dem Philosophie-Professor Dr. Klaus-Jürgen Grün vor mehr als 200 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gelang.
Digitalisierung als Einladung genauer hinzuschauen
Kernbotschaft seiner Ausführungen: In der digitalen Welt ist der Bezug zwischen dem Zeichen und seiner Bedeutung aufgelöst, während in der analogen Welt die Annahme herrsche, jemand müsse auch meinen, was er oder sie sagt. Die Digitalisierung lade dazu ein, genauer hinzuschauen: Jeder Mensch habe sein eigenes System und seine eigenen Verarbeitungsmuster. Bedeutungen könnten in der digitalen Welt nicht kategorisch festgelegt werden. Daraus ergebe sich, dass Moral mit Vorsicht betrachtet werden müsse. Es gebe keinen einzig selig machenden Weg zum Glück. Moral mit vermeintlich feststehenden Grundsätzen und Deutungen diene dazu, Menschen auszuschließen.
Digitalisierung öffne den Weg, genauer hinzuschauen, sich mit alternativen Mustern auseinanderzusetzen. Das sei gerade im Hinblick auf das Einbinden von Menschen, die anders sind, eine Einladung. Moral sei diskriminierend, während sich in der digitalen Welt immer neue Unterscheidungsmöglichkeiten eröffneten. "Im Grunde brauchen wir eine Ethik der Warnung vor der Moral", so Grün.
Lang anhaltender Applaus für Doris Peter
Der BWMK-Vorstandsvorsitzende Martin Berg verwies auf das Motto des Sozialunternehmens "anders als du denkst". Es gehe darum, sich mit Menschen mit Behinderungen auseinanderzusetzen und gemeinsam mit ihnen einen Weg der Teilhabe in der Gesellschaft zu finden. Es gelte Perspektiven aufzuzeigen, damit Menschen über ihr Sein in der Gesellschaft und ihre Entwicklung mitbestimmen können.
Mit sehr persönlichen Worten dankte Martin Berg der langjährigen Verwaltungsratsvorsitzenden Doris Peter. Mit lang anhaltendem Applaus würdigte das Publikum das Wirken der Klein-Auheimerin, die sich seit 30 Jahren mit Mut und Tatkraft für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft einsetzt.
Doris Peter gab ihrer Freude darüber Ausdruck, dass das BWMK einen großen Schritt in Richtung Zukunft gehe. Durch die Gründung einer Stiftung durch die Lebenshilfen Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern sowie dem Main-Kinzig-Kreis als Stifter ehrenhalber, werde das bisher Erreichte abgesichert. Die Stiftung wird nach ihrer Gründung alleinige Gesellschafterin der BWMK gGmbH. Die Umwandlung vom Verein zur gemeinnützigen Gesellschaft ist bereits seit Juni 2023 beschlossen.
