Trotz Betretungsverbot für Menschen mit Behinderung: Arbeit in den Werkstätten geht weiter

Lockerung der Corona-Vorschriften vor Ende April nicht in Sicht / Personal erfüllt in den Werkstätten des BWMK Aufträge von Scandienstleistungen bis hin zur Aktenvernichtung

Es ist ziemlich leer geworden in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM), seit diese von der Landesregierung wegen der Corona-Krise für die dort begleiteten Beschäftigten geschlossen wurden. Still ist es jedoch nicht, denn die wichtigsten Aufträge werden an den Werkstatt-Standorten zwischen Hanau und Schlüchtern nach wie vor bearbeitet, wie Jürgen Spielmann, Betriebsleiter der Steinheimer Werkstätten sowie Auftragskoordinator des BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) im Interview erklärt.

Frage: Herr Spielmann, was bedeutet das Betretungsverbot?
Jürgen Spielmann: Das heißt, dass Werkstatt-Beschäftigte, die keinen Anspruch auf Notfall-betreuung haben, nicht am Arbeitsort erscheinen dürfen. Natürlich fällt es vielen schwer, auf den gewohnten Ablauf zu verzichten und nicht zur Arbeit zu gehen. Wir legen großen Wert darauf, die Situation so zu erklären, dass alle sie verstehen können. Dennoch ist es eine große Herausforderung für unsere Werkstatt-Beschäftigten und deren Angehörige. Wir freuen uns, dass trotz allem so viel Verständnis aufgebracht wird. Wer betreut werden darf, ist seitens des Landes genau geregelt. In unseren Werkstätten begleiten wir zurzeit rund zehn Personen, die einen Anspruch darauf haben.

Frage: Wie sieht der Tagesablauf in den Werkstätten derzeit aus?
Spielmann: Wir haben unsere Arbeitskräfte so organisiert, dass wir den Bereich Wohnen mit Personal und möglichen Arbeitsangeboten unterstützen und die Aufträge in den Werkstätten erfüllen können. Das geht, weil uns Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen des BWMK helfen. In diesen Abteilungen kann derzeit auch nicht in gewohnter Weise gearbeitet werden, also unterstützen uns diese Kräfte in den Werkstätten.

Frage:
Um welche Aufträge handelt es sich?
Spielmann: Das reicht von Metallbearbeitung in unserer Metall-Werkstatt in Steinheim über Aktenvernichtung im Dienstleistungszentrum Langenselbold, Spül- und Wäscherei-Dienste in der Barbarossa-Werkstatt Altenhaßlau bis hin zu den Scan-Aufträgen, die in der Reha-Werkstatt Groß-Auheim erledigt werden müssen. In der Reha-Werkstatt Salmünster werden Mediengestaltungs- und Druckaufträge ausgeführt, und auf dem Hofgut Marjoß versorgt das Team das Vieh und die vielen Hühner. Auch die Bergwinkel-Werkstätten haben viel zu tun, denn im Online-Shop bestellen die Kunden fleißig Imkereibedarf.

Frage: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?
Spielmann: Die Teams sind sehr motiviert und haben die BWMK-Gruppe im Blick. Es geht darum, den gesamten Betrieb sicherzustellen. Beispielsweise auch in den Wohnbereichen, wo auch Angestellte aus anderen Betriebszweigen im Einsatz sind. Unser Ziel ist es, ein verlässlicher Ansprechpartner und Dienstleister zu sein, gerade auch während der Krise. Das gilt sowohl für die Menschen, die wir begleiten, als auch für unsere Geschäftspartner und Kunden. Die Tatsache, dass in der BWMK-Gruppe frühzeitig ein Organisationsstab gegründet wurde, der sich mit den Herausforderungen der Corona-Krise beschäftigt, erleichtert uns die Arbeit auf dem operativen Gebiet erheblich.

Frage: Was wünschen Sie sich für die Zeit nach der Krise?
Spielmann: Dass Menschen mit Behinderungen wieder auf sinnvolle Weise am Arbeitsleben teilhaben können und wir gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern immer weiter neue Perspektiven entwickeln. Außerdem haben wir in der Krise gelernt, dass die Möglichkeiten der Digitalisierung vieles erleichtern – zum Beispiel Kommunikation. Diesen Weg möchten wir weiterverfolgen.

 

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