Teegenuss auf Knopfdruck

Werkstätten des BWMK füllen Teaballs ab / Idee des Wirtschaftsingenieurs Simon Schmidt aus Gründau

Schon auf dem Gang zum Produktionsraum ist der Duft wahrnehmbar: frisch, aromatisch, ein wenig herb – ja klar! Das ist Minze. Denn in den Werkstätten des BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) werden Teaballs abgefüllt, kleine Kügelchen aus Naturextrakten, die aufgelöst in heißem oder kaltem Wasser köstlichen Tee ergeben.

Erfinder dieser Teebällchen ist Simon Schmidt, der mit Kittel, Fuß- und Kopfschutz bewehrt über die Produktion wacht. Die Beschäftigten der Barbarossa-Werkstatt in Altenhaßlau, welche die gleiche Schutzkleidung tragen, sind sichtlich stolz, dass sie an dem Probelauf teilnehmen dürfen. Sie sind die ersten, welche die Arbeitsschritte zum Befüllen und Verpacken der Spender testen.
„Ich brauche mehr Päckchen“, sagt eine der Mitarbeiterinnen und meint damit die kleinen Spender, die ähnlich wie die kleinen Süßstoff-Verpackungen nach einem gezielten Daumendruck den Inhalt freigeben. Zirka drei Tee-Extrakt-Kügelchen, die nach Angaben des Herstellers vegan sowie gluten- und zuckerfrei sind und zu 100 Prozent aus Naturstoffen bestehen, braucht man für eine aromatische Tasse Tee. Die Ziehzeit gehört der Vergangenheit an. Ein Spender enthält genügend Teaballs für rund 50 Tassen.
Dass sich Schmidt Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen ausgesucht hat, um die Teekügelchen abfüllen und verpacken zu lassen, ist kein Zufall. „Nachhaltigkeit ist mir wichtig. Durch die kompakten und schnell löslichen Teekügelchen wird beispielsweise viel Abfall vermieden.“
Da zur Nachhaltigkeit auch der Gedanke des sozialen Miteinanders zähle, sei die Zusammenarbeit mit dem BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) folgerichtig. Passgenaue Lösungen entwickeln – das ist die Passion Schmidts – und gleichzeitig die Stärke des BWMK. „Wir beschäftigen uns ständig damit, Arbeitsprozesse so zu gestalten, dass Menschen mit Handicaps sie ausführen können und am Ende ein gutes Ergebnis entsteht“, so Sascha Schüßler, Betriebsleiter am Standort Altenhaßlau.
Lediglich zu den Spendern aus Kunststoff gebe es derzeit noch keine Alternative – denn die Teebällchen sind empfindlich gegen Feuchtigkeit und müssen trocken gehalten werden.  Doch die Chancen stehen gut, dass dem 35-jährigen Tüftler auch hier noch eine Innovation gelingt. Immerhin seien die Spender nachfüllbar. Wenn es um die Entwicklung neuer Lösungen geht, dann glänzen die Augen des Wirtschaftsingenieurs aus Gründau. 2017 gewann er den hessischen Gründerpreis für ein von ihm ersonnenes Reparaturverfahren für Teile von Bahnschienen.
Zur Erfindung der Teekügelchen führte wie so oft im Leben der Zufall: Da sich Schmidt eines Tages darüber ärgerte, dass sein Tee wegen der Schlange am Hotelbuffet zu lange gezogen und er sich beim Ausdrücken des Beutels überdies das Hemd bekleckert hatte, dachte er über ein neues Zubereitungsverfahren nach.
Nach einigen Monaten des Experimentierens haben die Tee-Extrakte in Bällchenform nun Marktreife erlangt. Zunächst werden sie in den klassischen Sorten Schwarztee, Grüntee, Früchte, Roiboos, Kamille und Minze erhältlich sein – zum Preis von 4,99 Euro pro Spender. Aber auch für andere Geschmacksrichtungen ist Schmidt offen. Bereits jetzt ist er durch zielgruppengerechte Kommunikation nah an den Kunden – und hat bereits viele Vorbestellungen. Unterstützt wird er dabei vom Medienexperten Tim Schätzke und dessen Agentur Gandayo. Online werden die Sorten Minze und Grüntee bereits verkauft. Der stationäre Einzelhandel folgt im Oktober – dann, wenn die Tage kürzer werden und man sich gern mit einer Tasse Tee aufs Sofa zurückzieht.

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